Die Hafencity braucht eine noch stärker quartiersfördernde Erdgeschossnutzung
Johann Zitzelsberger sprach mit uns über sein Unternehmen Sys-O-Tec Innovation Consulting, über die Corona-Krise, seine Mitarbeit im Sprechergremium der IGG sowie über Wünsche für die Entwicklung der HafenCity.
Johann, seit wann gibt es Dein Unternehmen "Sys-O-Tec Innovation Consulting", seit wann Am Grasbrookpark 1 f und warum fiel Deine Wahl auf diesen Standort?
Das Unternehmen gibt es seit 2015; seit 2018 bin ich in der Hafencity. Dass ich hier bin ist die Folge eines privaten Umzugs in die Hafencity – leben und arbeiten im gleichen Quartier hat unglaublich viele Vorteile. Zudem habe ich die U-Bahn direkt vorm Büro – das ist, als würde der ICE in der Hafencity abfahren.
Du beschäftigst Dich in Deinem Unternehmen - wie ich glaube - mit hoch anspruchsvollen systemischen Problemlösungen vornehmlich für mittelständische Industrieunternehmen. Wenn man Dein kurzes Unternehmensportrait auf unserer Website liest, handelt es sich um eine sehr erklärungsbedürftige Dienstleistung. Kannst Du in drei Sätzen in verständlicher Spräche beantworten, wo und wie Deine Hilfe / Beratung ansetzt und welche Bedeutung die digitale Transformation dabei spielt?
Meine Beratung fokussiert ausschließlich auf das Management technisch basierter Produkte. Vergleicht man ein Unternehmen mit einem menschlichen Körper, dann ist das Produktmanagement das Nervensystem des Unternehmens. Ich sorge dafür, dass dieses Nervensystem optimal ausgeprägt ist und störungsfrei funktioniert. Digitalisierung spielt hierbei eine sehr bedeutende Rolle. Zum einen erhalten die Produkte selbst immer mehr digitale Funktionen, zum anderen wird das Umfeld eines Unternehmens immer digitaler. Beides in Einklang zu bringen benötigt eine vollkommen eigenständige Strategie. Digitale Transformation heißt also, dass diese Strategie zunächst einmal zu entwickeln ist.
Die Imagedimensionen "maßgeschneidert - transparent und wertorientiert" spielen eine zentrale Rolle. Kannst Du uns zu dieser anspruchsvollen Wertephilosophie auch etwas sagen?
Wenn meine Kunden mich kontaktieren, dann haben sie meist schon eine Leidensphase aus sog. Blaupausen und Best-Practice-Ansätzen hinter sich. Um im Sinne eines reibungslosen Produktmanagements ernsthaft weiterzukommen, brauchen sie eine Lösung, die zu 100% zum Unternehmen passt. Und die vom Unternehmen auch gestemmt werden kann. Deshalb lege ich den Finger tief in die Wunden, decke auf, welche Lücken vorhanden sind aber auch, welche Kompetenzen das Unternehmen selbst besitzt, um diese Lücken zu schließen. Und wenn diese eben fehlen, dann zeige ich auch einen Weg auf, wie die Kompetenzen erworben werden können. Das ist Transparenz von Anfang an und schafft nachhaltige Werte für das Unternehmen, weil Geschäftsführung und Belegschaft gleichermaßen ins Boot geholt werden und einer Weiterentwicklung unterliegen.
Mit welcher beruflichen Vorgeschichte bist Du bei Sys-O-Tec an den Start gegangen?
Das ist eine lange Geschichte – entscheidend ist, dass ich jeden Bereich, der das Produktmanagement betrifft selbst praktisch durchlebt habe. Angefangen von der Entwicklung bis hin zum Senior Management. Deshalb spreche ich auch immer von der Praxis für die Praxis.
Hat Dir die Corona-Krise große Schwierigkeiten bereitet oder arbeitest Du in einer Nische, wo die Pandemie keinen nachhaltigen Schaden anrichten konnte?
Die größte Schwierigkeit war die Unsicherheit zu Beginn der Pandemie. Da ich grundsätzlich am lebenden Objekt arbeite, war erst einmal unklar, wie die Präsenz vor Ort bei den Unternehmen aufrechterhalten werden kann. Natürlich wurden auch Projekte abgekündigt oder auf die lange Bank verschoben. Doch nach einer kurzen Umstellung waren schnell digitale Kanäle gefunden, um die Projekte wieder aufnehmen zu können.
Wir haben uns sehr über Deine Bereitschaft zur Mitarbeit im Sprechergremium der IG Gewerbe gefreut, insbesondere angesichts Deines knappen Zeitkontingents! Was möchtest Du in diesem Kontext bewirken und woher nimmst Du die Motivation neben all Deinen anderen zu bedienenden Schauplätzen?
Die Motivation liegt schlichtweg in der Freude am Gestalten. Wir leben in einer verrückten Welt mit schier endlosen Herausforderungen. Als Unternehmer und Hochschulprofessor frage ich mich regelmäßig, was lässt sich daraus machen und was braucht es dazu? In Bezug auf die IG Gewerbe ist es in erster Linie ein funktionierendes Netzwerk mit kurzen Informationswegen. Das gilt es zu stärken und im Sinne des Reallabors Hafencity auszubauen. Und es geht darum, immer neue Impulse zu setzen, um den Stadtteil in seiner jetzigen Quirligkeit trotz der fortschreitenden architektonischen Zementierung zu erhalten.
Wenn Du in die Glaskugel schauen dürftest, wo Siehst Du Dich und Sys-O-Tec in den kommen 3-5 Jahren stehen?
Glaskugel war gestern. Heute haben wir eine Wachstumsstrategie. Und persönlich sitze ich lieber – und zwar auf der Kaimauer des südlichen Überseequartiers.
Zum Abschluss, was wünscht Du Dir für die Entwicklung der HafenCity ganz besonders?
Ich nehme mal das Kinderüberraschungsprinzip – drei Dinge auf einmal: Die Hafencity braucht keine Verdichtung, sie braucht mehr Grün. Die Hafencity muss vielmehr Wert darauf legen, dass die Verkehrsschneisen zwischen ihr und der Innenstadt zu einer verbindenden Klimazone werden. Und – die Hafencity braucht eine noch stärker quartiersfördernde Erdgeschossnutzung mit Einbeziehung der öffentlichen Freiflächen.
Hab vielen Dank für das anregende und informative Gespräch und weiterhin viel Erfolg.